Gelungene Strukturen im winterlichen Garten


Unser Garten hat nur 125qm und doch erstaunt er uns in der eigentlich „dunklen“ Jahreszeit mit einer Vielzahl an Formen und Strukturen, so dass wir oder unsere Besucher oft lange bei dem einen oder anderen Blick verweilen und Bäume, Sträucher und Blumen manchmal ganz anders anschauen als im blütenreichen Sommer.

Das Geheimnis eines fasettenreichen Gartens im Winter ist oft schon der liebevolle Blick im Sommer. Ich schaue mir die Pflanzen beim Kauf durch alle Jahreszeiten an. Stelle sie mir praktisch „nackt“ und mit einem Schneehäubchen vor. Schmücke sie mit kleinen Elementen, wie Engeln und Kugeln, ohne sie jedoch zu erdrücken oder ihnen ihre eigene Formensprache zu nehmen.

Ich spiele gern mit den unterschiedlichen Formen. So steht eine erst in der blattlosen Gartenzeit wundervoll anzusehende, verkrüppelte Haselnuss neben einem dunkelgrünen, dichtbelaubten, nach oben strebenden Lebensbaum. Die Kletterrose davor wurde nicht beschnitten und zeichnet das Ensemble mit seinem letzten grünen Laub und einzelnen Hagebutten.

Der Zierapfel trägt roten WinterKugelSchmuck. Dazwischen leuchten des Nachts zahlreiche, warme Lämpchen und schmücken gemeinsam den ganzen Garten. Kommt der erste Frost, wird er von Amseln belagert.

Ich schneide im Herbst die Stauden und auch Einjährigen nicht zurück. Auch lasse ich den Rosen ihre letzten Blüten. So beschenken uns gerade die Wildformen mit leuchtenden Farbtupfern und begehrter Amselnahrung.

Ich staune immer wieder, wie schön eine Pflanze im Winter sein kann und mit ihrer Sprache von Vergänglichkeit in Struktur und Farbe uns liebevoll an die Fülle des Jahres erinnert. Der elegante Schwung eines Gras, der sich ehrfürchtig vor dem Schnee verbeugt. Die uns an die kleinen Sonnen des Sommers erinnernden Schmuckstände des Sonnenhutes. Eine kraftvolle, sich gegen den ersten Frost stemmende Ringelblume und die zarten Blüten der Vogelmiere.


Anfang, wo doch scheinbar Ende ist.

Und so darf alles stehen bleiben. Nur wenn starker Wind oder ein Pilz die Bodenstruktur nicht in Ruhe lassen, dann schneide ich doch mal etwas runter.

Denn auch unsere Gärten haben eine tiefe Stille verdient.

Bei mir dürfen die sog. „Wild- oder Unkräuter“ stehen bleiben. Naschen dürfen wir davon, sie schützen den leicht gefrorenen Boden und dienen als erstes Futter im Frühjahr für den Kompost.    Die Bewohner freuen sich dann schon und genießen es als ihr „Startkapital“.


Unsere Gärten im Winter lassen uns, wenn wir es ihnen erlauben die erstaunliche Fülle des Jahres erahnen und bieten Mensch und Tiere von Innen und Außen ausreichend Nahrung.